Oppenweiler Wiki
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Die 10 - 110’ breite Murr ist sehr wasserreich und schwillt, da sie aus einer bergigen, waldreichen Gegend kommt und von allen Seiten Zuflüsse erhält, öfters sehr schnell an, nicht selten die ganze Thalebene überschwemmend und erhebliche Verwüstungen anrichtend. Beschreibung des Oberamts Backnang, 1871, S. 10

Hochwasser, bzw. der Schutz vor Auswirkungen von Hochwasser, ist für Oppenweiler in mehrfacher Hinsicht aktuell. Die Hochwasserereignisse von Juli 2009 und Januar 2011 verdeutlichten die Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen, die teils schon länger geplant werden. Zudem muss in der Abwassergebühr nun auch die Versiegelung von Flächen berücksichtigt werden.

Gewitter-Hochwasser vom 3. Juli 2009

An diesem Freitagnachmittag kam es nach außergewöhnlich starkem Regenfall in Oppenweiler sowie in Nachbargemeinden (Rietenau) zu Überschwemmungen durch Oberflächenwasser, durch übergelaufene Kanalisation sowie durch Hochwasser diverser Bäche. Der Murrpegel dagegen stieg kaum an. Durch den Rohrbach wurden auch gemeindeeigene Anlagen wie das Freibad sowie die Gemeindehalle überflutet und beschädigt. Die B14 am „Hirsch“ war, wie bei Starkregen fast jedes Jahr der Fall, längere Zeit nicht passierbar. Zudem wurden durch die Fluten des Rohrbaches, die entlang der Jahnstraße flossen, die angrenzenden Häuser fast eine Stunde lang kniehoch überflutet. Auch der Pfauenkäfig im Schlosspark stand unter Wasser.

In der Gemeinderatssitzung vom 21.09.2010 standen die Reaktionen auf die Überschwemmungen vom 03.07.2009 auf der Tagesordnung, mit Vorstellung der erweiterten Untersuchung und Beschlussfassung über Maßnahmenkonzeption sowie der Vergabe des Ingenieurauftrags.

Hochwasserückhaltenbecken für Seitenbäche

Nach dem Starkregenereignis vom Juli 2009 wurden kleinere Maßnahmen durchgeführt sowie eine Flußgebietsuntersuchung für die Seitenbäche eingeleitet. Bei positivem Ausgang ist eine Förderung vom Land zu 70% in Aussicht für die geplanten Hochwasserückhaltenbecken am Rohrbach, Eichelbach, Froschbach, Tierbach und Reichenbach. Kosten bisher ca. eine Viertelmillion.

Murr-Hochwasser vom 13. Januar 2011

Einige Tage nach der Schneeschmelze wurden starke Regenfälle vorhergesagt, so dass Hochwasser zu erwarten war. Am Donnerstag stieg der Pegel der Murr auf bis zu 362,4cm (um 14:00), dem höchsten Stand seit 1970, wobei große Flächen im oberen Murrtal überschwemmt wurden. Zudem wurden von Donnerstag Mittag bis Freitag Vormittag Teile des Stromnetzes abgeschaltet. In Oppenweiler mussten auch die Schule und Anrainer der Hauptstraße für ca. 20 Stunden ohne Licht, Heizung, Warmwasser, Elektrogeräte usw. auskommen.

Am stärksten betroffen waren die Geschäfte in der Innenstadt von Backnang. Zahlreiche Berichte, Fotos und Links zu Videos werden von der Backnanger Kreiszeitung im Sonderthema Hochwasser zusammengefasst. Auch die Webseite des in Murrhardt ansässigen Wasserverbandes Murrtal berichtet über das Hochwasser am 13. Januar: Gesamtes Murrtal von Murrhardt bis Backnang betroffen - Murrhardt kam mit einem "blauen Auge" davon

Bericht der Gemeinde: Hochwasser am 13. Januar 2011 - Gesamtes Murrtal von Murrhardt bis Backnang betroffen - (als PDF, mit Bildern)

Am vergangenen Donnerstag musste in Oppenweiler entlang der Murr „Land unter“ gemeldet werden. In den frühen Morgenstunden des 13. Januars wurde die Hochwasseralarmierungsmarke von 2,00 Meter am Murrpegel Oppenweiler überschritten. Bei 2,50 Meter wurden dann die gefährdeten Anwohner durch die Feuerwehr informiert. Die starken Regenfälle ließen den Pegel dann innerhalb kürzester Zeit auf über 3,60 Meter ansteigen.
Diese Wassermassen konnte das Flussbett der Murr nicht mehr bewältigen. Der Fluss trat über die Ufer und überschwemmte zahlreiche Gebäude, Straßen und Brücken im Gemeindegebiet. Es entstand ein erheblicher Sachschaden an Privat- und Firmengebäuden.
Auch die Liegenschaften der Gemeinde wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Besonders stark war die Kläranlage betroffen, aber auch das Feuerwehrgerätehaus und der Bauhof in der Murrwiesenstraße wurden vom Hochwasser geflutet, so dass die Feuerwehr ihre Einsatzzentrale vor und in das Evangelische Gemeindehaus verlagern musste. Im Katholischen Gemeindezentrum konnte eine Notunterkunft eingerichtet werden. Für die Bereitstellung der Räumlichkeiten in den beiden Gemeindehäusern möchten wir uns an dieser Stelle nochmals herzlichen bedanken.
Erst im Laufe des Freitagvormittags begann sich die Lage angesichts des dann sinkenden Murrpegels erstmals wieder ein wenig zu entspannen. So konnten die Einsatzkräfte, die seit Beginn des Hochwassers rund um die Uhr im Einsatz waren, ab diesem Zeitpunkt mit den ersten Aufräumarbeiten beginnen. Allerdings kamen dann auch erstmals die erheblichen Schäden, die das Hochwasser verursacht hat zu Tage.
In einem ersten Rückblick müssen wir alle zunächst ein Mal dankbar dafür sein, dass es zu keinen nennenswerten Personenschäden gekommen ist. Maßgeblich dafür war der Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Oppenweiler, des DRK Oppenweiler und auch der Mitarbeiter des Baubetriebshofs, für den man den Einsatzkräften ein großes Kompliment und ein großes Dankeschön aussprechen muss.
Ohne deren durchdachtes, strukturiertes und nach Prioritäten geordnetes Vorgehen hätte es noch zu weit schlimmeren Schäden kommen können. So schafften es die Einsatzkräfte am Donnerstag durch gezielte Aktionen zahlreiche vom Wasser eingeschlossene Personen aus deren Wohnhäusern zu befreien.
Ebenso gelang es den Feuerwehrleuten durch ihren Einsatz bis zum Sonntagabend wieder ein gewisses Maß an Normalität in das vom Hochwasser betroffenen Gebiet herzustellen. So waren bis dahin alle Keller ausgepumpt, die Straßen gereinigt und die groben Verunreinigungen durch Strandgut beseitigt. Natürlich war es den Einsatzkräften angesichts der Vielzahl der Schadensereignisse nicht möglich, alle Einsätze gleichzeitig durchzuführen. Trotzdem haben die zahlreichen positiven Rückmeldungen eindeutig die hohe Wirksamkeit und die gute Organisation des Feuerwehreinsatzes bestätigt.
Auch der Firma Erdbau Merkle gilt ein großes Dankeschön für die kurzfristige und unbürokratische Hilfe rund um die Uhr und über das gesamte Wochenende.
Der große Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung ist ebenfalls sehr positiv zu bewerten. Zahlreiche Helferinnen und Helfer, die persönlich nicht vom Hochwasser betroffen waren, haben im Überschwemmungsgebiet mit angepackt und die Betroffenen tatkräftig unterstützt. Hier wurde ein Mal mehr deutlich, dass in Oppenweiler ein großer Geist des Miteinanders herrscht.
Trotzdem hat das Hochwasser vom 13. Januar 2011 traumatische Erfahrungen in Oppenweiler hinterlassen. Ein Pegelstand der Murr von mehr als 3,50 Metern über eine Dauer von rund 12 Stunden bedeutet eine völlig neue Hochwasserdimension. Selbst alteingesessene Bürgerinnen und Bürger können sich an ein Hochwasserereignis in diesem Ausmaß und mit einem solch hohen Pegelstand neben dem Flussbett nicht erinnern.
Umso wichtiger ist es aber nun, den bereits stark beschleunigten Prozess zur Verwirklichung des Hochwasserrückhaltebeckens mit noch größerem Nachdruck voranzutreiben. Bereits vor dem Hochwasser hatten wir das Projekt soweit vorangetrieben, dass uns der Beginn der Planfeststellung noch für dieses Jahr zugesagt wurde.
Mit der Umsetzung der örtlichen Schutzmaßnahmen, die ohne Genehmigung durch übergeordnete Behörden möglich sind, hat die Gemeinde bereits Anfang 2010 begonnen und wird diese auch 2011 fortführen. Hierfür wurden im Haushalt 2011 Gelder zur Verfügung gestellt (ca. 250.000 Euro). Die bereits vollzogenen Maßnahmen an den Seitengewässern der Murr haben derweil schon erste Wirkung gezeigt, denn Rohrbach, Aichelbach, Tierbach und Froschbach stiegen dieses Mal nicht über ihre Ufer. Am Reichenbach war der Übertritt zwar nicht mehr so intensiv wie beim Starkregen 2009, doch muss dort nochmals nachgearbeitet werden. Auch dies wird in den kommenden Wochen erfolgen.
Abschließend möchten wir uns nochmals ganz ausdrücklich bei der Freiwilligen Feuerwehr, dem DRK, dem Bauhof und den weiteren beteiligten Einsatzkräften bedanken. Ein Dank geht auch an alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für den tatkräftigen Einsatz – bei der Beseitigung der Schäden, des angeschwemmten Mülls, bei der Versorgung der Einsatzkräfte und vielem anderem mehr.

Eine Vorab-Schadensbilanz wurde in der Gemeinderatssitzung von 25. Januar bekannt gegeben. Bürgermeister Jäger sprach von einem zweistelligen Millionenbetrag, wobei auch viele Gemeindeliegenschaften betroffen sind. Später wurde der Betrag auf 20 bis 25 Millionen beziffert, wobei die Gemeinde mit ca. 1 Million Schaden betroffen sei, wobei allerdings ein großer Teil von Versicherungen getragen wird.

In einer Murrputzete wurden am 26.02.2011 zwischen 25 und 30 Tonnen Müll gesammelt.

Murrhochwassergefährdung und Rückhaltebecken

Teile von Oppenweiler sind durch die Lage an der Murr hochwassergefährdet. In der Vergangenheit registrierte die Messstelle für den „Pegel Oppenweiler / Murr“ eine Wasserhöhe von bis zu 381 Zentimeter, während der Schnitt bei nur 33cm liegt, wobei 2.52 Kubikmeter pro Sekunde fließen. Gemäß Hochwassermeldeordnung meldet der Aktivpegel Murr Oppenweiler (Wasserstandsabrufpegel) an die Integrierte Leitstelle Rems-Murr-Kreis, wenn die Murr am Pegel Oppenweiler einen Wasserstand von 200 cm (Abfluss ca. 35 m³/s) erreicht hat. Die Murr ist der erste Fluss in Baden-Württemberg, für den die Kartenerstellung abgeschlossen wurde und auch die Hochwassergefahrenkarte vom Land im Internet zur Verfügung gestellt wird. Diese Hochwassergefahrenkarten für die Murr wurden in der Gemeindehalle vorgestellt am Montag 20.09.2010. Schutz soll ein Hochwasserrückhaltebecken bei der Rüflensmühle bieten, das mit dem Bau der B14-Ortsumfahrung verknüpft werden soll.

Nach einer Flussgebietsuntersuchung zum Thema Hochwasserschutz wurde 2006 beschlossen, fünf Hochwasserrückhaltebecken am Oberlauf der Murr zu errichten. Dazu wurde nach jahrzehntelangen Bestrebungen Mitte 2008 der Wasserverband Murrtal gegründet, zufälligerweise kurz nachdem beim Hochwasser der Starzel im Killertal auf der schwäbischen Alb mehrere Menschen starben. Das Hochwasser vom 3. Juli 2009 in Oppenweiler entstand dagegen durch Oberflächenwasser infolge großen Niederschlagsmengen direkt bei Oppenweiler. Die Planung für dieses Hochwasserrückhaltebecken bei der Rüflensmühle soll im Laufe des Jahres 2010 fertig gestellt und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Informationsveranstaltung zum Hochwasserschutz findet als erste von drei Veranstaltungen am Montag 20.09.2010 um 19.30 Uhr in der Gemeindehalle statt. Bereits am 5. September erläuterte Bürgermeister Jäger bei einem Markungsrundgang den vorgesehenen Bau des Hochwasserrückhaltebeckens, das mit 650000 Kubikmetern maximalem Fassungsvermögen das größte Becken im Wasserverband Murrtal bildet. Durch dieses Becken sollen die Gemeinde Oppenweiler und auch die nachfolgenden Kommunen im Hochwasserfall geschützt werden. Durch ein gemeinsames Planfeststellungsverfahren des Hochwasserrückhaltebeckens mit der Ortsumfahrung der B 14 sollen mögliche Synergien genutzt werden. So soll beispielsweise auf dem geplanten Hochwasserdamm die zukünftige Umgehungsstraße verlaufen. „Damit können Kosten eingespart, Synergieeffekte genutzt und der Landschaftsverbrauch auf ein Minimum eingedämmt werden“, betonte Steffen Jäger. „In der Kombination von Zielen des Hochwasserschutzes mit einer gleichzeitigen Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur ist dieses Projekt nahezu einmalig“, ergänzte er.

Aufgrund des Klimaschutzfaktors wurde die Planung verändert, das Beckenvolumen wurde von 470 000 auf 650 000 Kubikmeter hochgesetzt. Die Kosten werden nach Angaben des Ingenieurbüros Frank (Backnang) auf 6,2 Millionen Euro geschätzt. Durch Berechnungen der baulichen Varianten wird die günstigste bestimmt, um mit diesem Ergebnis an das Regierungspräsidium Stuttgart heranzutreten.

Das Murrtal hat auf der Höhe von Rüflensmühle und Reichenbach zwischen B14 und Bahndamm ungefähr eine Breite von 350 Metern, auf Höhe Ellenweiler von 450m, so dass eine mittlere Breite von 400m angenommen werden kann. Um dort ein Hochwasservolumen von 650.000 Kubikmetern zurückhalten zu können, muss sich ein beispielsweise über 800 Meter langer und durchgehend zwei Meter tiefer Stausee bilden. Auch ohne Damm ist das Gebiete bei Hochwasser schon knietief überflutet. Da das Tal flussaufwärts jedoch naturgemäß ansteigt, und eine Überflutung der ca. 1,2km entfernten Kläranlage Sulzbach sicherlich nicht eingeplant wird, wird der Hochwasserdamm deutlich höher als zwei Meter ausgelegt werden müssen. Andererseits wird seine Höhe die des Bahndammes (264m NN) nicht erreichen können, da dieser im oberen Teil aus wasserdurchlässigem Schotter besteht. Geplant ist ein Einstau-Wasserspiegel auf 261,25m NN, also in Dammnähe ca. drei Meter über Grund.

Nicht zuletzt angesichts der am 27. März 2011 anstehenden Landtagswahl hatte der CDU-Landtagsabgeordnete und Gemeinderat Wilfried Klenk die baden-württembergische Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Tanja Gönner am Samstag 28.02.2011 nach Aspach und Oppenweiler eingeladen, wobei der Hochwasserschutz und der Zeitfaktor erörtert wurden.

Nutzen und Nutzung des Rückhaltebeckens

Wie ist die Dimensionierung einzuschätzen, welche Reserven bietet das Becken bei Oppenweiler (ohne Berücksichtigung weiterer Maßnahmen)?

Gemäß den Angaben auf der Pegel-Webseite geht ein 50-jährlicher HW-Wasserstand mit einem Abfluss von 161 Kubikmeter pro Sekunde einher. Der zugehörige Pegel wird nicht angegeben, man kann aber abschätzen, dass dieser ungefähr bei 3,6m liegt, somit in der Höhe des Hochwassers von Januar 2011. Laut dem Projektposter des Karlsruher Modellversuchs trat das größte vor 2011 dokumentierte Hochwasser an der Murr am 20. Februar 1999 bei einem Wasserstand von 3,52 Metern und einem Abfluss von 138 m³/s in Erscheinung. Für den 13. Januar 2011 werden 3,62 m Pegel und 150 m³ Abfluss angegeben. Mit einer Hochrechnung der zur Verfügung gestellten Daten lässt sich abschätzen, dass am 13. Januar innerhalb von 24 Stunden über 9 Millionen Kubikmeter Wasser den Pegel bei Oppenweiler passiert haben müssen, zum nicht kleinen Teil allerdings weit außerhalb des Flussbettes.

Es sind verschiedene Anwendungsvarianten denkbar:

  • Verzögerung zugunsten der Vorwarnzeit, d.h. „der Zeitpunkt des maximalen Wasserstandes verschiebt sich (Translation)“: Um den Pegel unter der 3-Meter-Marke zu halten, ungefähr das Niveau eines 5-jährlichen Hochwassers, wird man am Durchlassbauwerk maximal 85 m³/s durchlassen dürfen, also nur ca. die Hälfte des ankommenden 50-jährlichen Hochwassers. Die darüber hinausgehende Wassermenge soll das Becken zurückhalten. Bei einem Zufluss von 80 m³/s wird dessen Volumen von 650.000 m³ für gute 8000 Sekunden bzw. 135 Minuten ausreichen. Aus dem Pegelverlauf vom 13.1. lässt sich entnehmen, dass vor 7 Uhr morgens der Pegel die 300cm-Marke überschritt, und um 11 Uhr die 350cm-Marke. Das HRB hätte vermutlich an diesem Tag den Pegelanstieg ca. fünf Stunden lang, bis kurz vor Mittag, an der 3m-Marke stoppen können. Dann wäre allerdings die Rückhaltekapazität erschöpft, und der Pegel wäre trotzdem einige Stunden auf ca. 3,5m gestiegen. Somit kann das Becken ein starkes Hochwasser nur um einige Stunden verzögern und die Vorwarnzeit verlängern, bevor eine unvermeidliche Überflutung in praktisch derselben Höhe eintritt.
  • Kappung des Maximalpegels, d.h. „der Scheitel der Hochwasserwelle wird hierdurch verringert (Retention)“: Man kann das Beckenvolumen auch nutzen, um den Maximalpegel nicht ganz so hoch ansteigen zu lassen. Hätte man am 13.1. ab einem Pegelstand von 345cm um ca. 10.30 Uhr das Becken geflutet, so hätte das Volumen gerade ausgereicht, bis nachts um 23 Uhr der Pegel wieder unter 345cm sank. Ein Hochwasser von „nur“ 345cm ist gegenüber dem tatsächlichen von 362cm allerdings kaum eine Verbesserung, die Schäden wären ähnlich gewesen. Im Nachhinein kann man zudem die Parameter leicht bestimmen - im Ernstfall würde es einer genauen Vorhersage bzw. hellseherische Fähigkeiten bedürfen, um Zeitpunkt und Pegel so zu wählen, dass das Beckenvolumen optimal genutzt, aber nicht überschritten wird.
  • Die gewählte Variante ist das Begrenzen auf eine feste, unschädliche Regelabgabe. Durch innerörtliche Maßrahmen wie Mauern und Pumpwerke soll in Oppenweiler erreicht werden, dass ein Abfluss von 129 m³ pro Sekunde ohne Hochwasserschäden durch den Ort geschleust werden können. Das entspricht einem bisherigen Hochwasser von ca. 345cm Pegel. Die zusätzliche Menge, am 13. Januar bis zu 21 m³/s, wird im Becken zurückgehalten. Am 13. Januar hätten sich so in 13 Stunden ca. 600.000 Kubikmeter eingestaut, die dann beim Rückgang des Hochwassers innerhalb von 4 Stunden wieder abgeflossen wären.

Das geplante Becken bei der Rüflensmühle wäre durch das Hochwasser von Januar 2011 nicht nur an, sondern über seine Grenzen gebracht worden. Man wird es auch für zusätzliche Millionen kaum deutlich größer planen und bauen können, da der Platz und die Höhe durch den Bahndamm und die Sulzbacher Kläranlage begrenzt werden. Noch nicht einkalkuliert ist hierbei der Nutzen der beiden geplanten Becken bei Fornsbach mit Volumina von 454.000m³ und 124.000 m³ (in Summe 578.000m³). Diese schützen Murrhardt und auch Sulzbach, der Nutzen für das ca. 15km flussabwärts gelegene Oppenweiler wird aufgrund des großen dazwischenliegenden Einzugsgebietes kleiner sein als die Größenverhältnisse vorspiegeln. Ein deutlicher Indikator ist der Umlageschlüssel für die Kosten der fünf Becken im Haushaltsplan 2010:

HRB   Mahd &
Gaab
Fischbach &
Haselbach
Oppenweiler
Murrhardt 83% 0% 0%
Sulzbach 9% 92% 0%
Oppenweiler 3% 3% 45%
Backnang 5% 5% 55%

Es wäre hilfreich, wenn die kleineren Becken bei Sulzbach vergrößert würden und durch eines für die Lauter ergänzt würden. Backnanger Bürger wünschen sich vermutlich weitere Becken zwischen Oppenweiler und Backnang.

Informationen, Veranstaltungen, Presseberichte

Kosten der Maßnahmen

Als Gesamtkosten für die Gemeinde Oppenweiler sind ungefähr 10 Mio. Euro zu erwarten.

Murr-Hochwasserückhaltenbecken Rüflensmühle

Die Kosten werden auf 4,7 Millionen Euro geschätzt, wovon Oppenweiler 45% tragen soll, und Backnang den Löwenanteil von 55%. Außerdem muss Oppenweiler jeweils 3% zu den Rückhaltenbecken bei Sulzbach und Murrhardt beitragen. Gesamtkosten knapp 3 Mio. Euro.

Innerörtliche Maßnahmen an der Murr mit Pumpwerken

Für die innerörtlichen Maßnahmen in Form von Erdwällen und Mauern sind 3,6 Millionen Euro für Oppenweiler und 0,4 Millionen für Zell vorgesehen. Sie werden mit 70 Prozent vom Land gefördert, somit hat die Gemeinde 1,2 Mio beizusteuern. Oppenweiler beantragte das Planfeststellungsverfahren für die Dämme und Mauern entlang der Murr am 4. November 2011, der Planfeststellungsbeschluss wird Anfang 2012 erwartet, sofern nach Auslage der Pläne keine Widersprüche eingehen. Ziel ist, noch im ersten Halbjahr 2012 mit den Baumaßnahmen zu beginnen.

Fünf Pumpwerke mit unterschiedlicher Pumpleistung sind geplant, wobei sich jeweils zwei elektrisch betriebene Pumpen die Arbeit teilen sollen, und eine dritte als Reserve integriert wird. Die vorgesehenen Fördermengen sind etwa um das Hundertfache größer als bei der Feuerwehr, wo ein B-Schlauch etwa 800 Liter Löschwasser pro Minute transportiert, denn denn vier der Pumpwerke müssen mehr als einen Kubikmeter pro Sekunde verarbeiten. Die kleinste Anlage in der Talstraße soll 400 Liter pro Sekunde in die Murr pumpen, wozu drei Pumpen mit je 10kW Leistung installiert werden. Gegenüber im Schlosspark bzw. am Ende der Kanalstraße liegt das Regenüberlaufbecken, das mit 5400 Liter pro Sekunde gelenzt werden soll, wozu dreimal 125kW nötig sind, insgesamt also gut 500 PS, die Größenordnung eines starken LKW-Motors. Um die nötige Stromversorgung auch bei etwaigen Stromabschaltungen sicherzustellen soll auch ein entsprechend leistungsfähiges Notstromaggregat in Form eines LKW-Anhängers bereitgehalten werden.

Die Pumpleistungen der anderen Anlagen betragen in der Grabenstraße 1030 l/s mit dreimal 33 kW, in den Murrwiesen an der Kläranlage 1400 l/s mit dreimal 50 kW, und in Zell ebenfalls 1470 l/s mit dreimal 50 kW. Für die Kosten in Höhe von mind. 5,3 Mio. Euro wurde 2005 vom Landesumweltminister eine Förderung von 70% in Aussicht gestellt, somit verbleiben auf jeden Fall ein Betrag in Höhe von ca. 2 Mio. Euro zu Lasten der Gemeinde, insgesamt also mind. 3,2 Millionen Euro für die innerörtlichen Maßnahmen.

Einmal mehr werden allerdings die zu erwartenden Folgekosten dieser Planungen wie z.B. der teure Unterhalt der Pumpwerke, die Instandhaltung der Deiche oder auch die zu erwartende Auswirkungen auf die Abwassergebühren gegenüber der Öffentlichkeit bisher verschwiegen. Es herrscht also keineswegs Kostentransparenz. Ebenso schweigen die sogenannten Fachplaner darüber, wie sich die geplanten innerörtlichen technischen Hochwasserschutzmassnahmen auswirken, wenn das Becken überläuft oder ein HQ 100 überschritten wird.

Nach einer aktuellen Studie der Universität Stuttgart, würde sich durch die vorzeitige Umsetzung der innerörtlichen Schutzmassnahmen in Sulzbach, Oppenweiler und Backnang (also ohne Rückhaltebecken), der Wasserstand in Backnang im HQ 100 Fall um bis zu 10 cm erhöhen. Das wäre nicht nur kontraproduktiv, sondern ist ein klarer Verstoß gegen das Wassergesetz, das Nachteile für Unterlieger durch wasserbauliche Eingriffe ganz klar verbietet. Diese Studie wird der Öffentlichkeit allerdings bisher vorenthalten, genauso wie die aktuelle Planung des Rückhaltebeckens Oppenweiler. Auf der aktuellen Homepage des Wasserverbandes befindet sich nach wie vor eine Planung des Büros Frank vom April 2010.

Mitte Mai 2012, nach den Beschlüssen der verschiedenen Gremien zur Einleitung des Planfeststellungsverfahrens, wurde auf der Webseite des Wasserverbands Murrtal auch die Pläne für die Variante 3b des Hochwasser-Rückhaltebecken Oppenweiler veröffentlicht.

Abwassersplitting

Die Versiegelung von Flächen trägt zu Überschwemmungen der Kanalisation bei, da Regenwasser oft dort eingeleitet wird. Die Abwassergebühr soll, wie im ganzen Land inzwischen aufgrund eines Verwaltungsgerichtshofurteils vom 4. März 2010 vorgeschrieben, entsprechend rückwirkend ab dem 01.01.2010 aufgeteilt („gesplittet“) werden. Das Berechnungskonzept wurde bei der Bürgerversammlung bzw. der Gemeinderatssitzung vom 16. November 2010 vorgestellt.

Auch aufgrund eines starken Rückgangs der Verkaufsmengen beim Frischwasser wurde der Wasserzins ab 01.01.2011 von 1,76 EUR/m³ (zzgl. 7% Mehrwertsteuer) auf 2,08 EUR/ m³ (zuzüglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer) festgesetzt. Die Abwasserkosten werden weiterhin auch gemäß dem Frischwasserverbrauch berechnet. Zuzüglich wird ein Gebührenanteil erhoben für das Regenwasser das von dem jeweiligen Grundstück in das öffentliche Abwassersystem eingeleitet wird. Als Berechnungsgrundlage dient die versiegelte Grundstücksfläche, wobei je nach Grad der Versiegelung unterschiedliche Faktoren in einem 3-Stufen-Modell angesetzt werden sollen. Die Gemeinde stützt ihre Erhebungen auf die Daten aus dem Allgemeinen Liegenschaftskataster ALK und Selbstauskunftsbögen der Bürgerinnen und Bürger.

1. Bemessungsgrundlage für die Niederschlagswassergebühr sind die bebauten und befestigten (versiegelten) Teilflächen des an die öffentliche Abwasserbeseitigung angeschlossenen Grundstücks, von denen Niederschlagswasser unmittelbar oder mittelbar den öffentlichen Abwasseranlagen zugeführt wird. Maßgebend für die Flächenberechnung ist der Zustand zu Beginn des Veranlagungszeitraumes; bei erstmaliger Entstehung der Gebührenpflicht, der Zustand zum Zeitpunkt des Beginns des Benutzungsverhältnisses.

2. Die versiegelten Teilflächen werden mit einem Faktor multipliziert, der unter Berücksichtigung des Grades der Wasserdurchlässigkeit und der Verdunstung für die einzelnen Versiegelungsarten wie folgt festgesetzt wird:
a.) 0,9 Vollständig versiegelte Flächen z.B. Dachflächen, Asphalt, Beton, Bitumen, fugenlose Plattenbeläge
b.) 0,6 Stark versiegelte Flächen z.B. Pflaster, Platten, Verbundsteine, Rasenfugenpflaster
c.) 0,3 Wenig versiegelte Flächen z.B. Kies, Schotter, Schotterrasen, Rasengittersteine, Porenpflaster, Gründächer
Für Versiegelte Teilflächen anderer Art gilt der Faktor derjenigen Versiegelungsart nach Buchstaben a.) bis c.), die der vorliegenden Versiegelung in Abhängigkeit vom Wasserdurchlässigkeitsgrad am nächsten kommt.

3. Grundstücksflächen, von denen Niederschlagswasser über eine Sickermulde, einem Mulden-Rigolensystem oder einer vergleichbaren Anlage mit gedrosseltem Ablauf oder mit Notüberlauf den öffentlichen Abwasseranlagen zugeführt wird, werden mit dem Faktor 0,2 berücksichtigt.

4. Flächen, die an Zisternen ohne Überlauf angeschlossen sind, bleiben im Rahmen der Gebührenbemessung unberücksichtigt. Für Flächen, die an Zisternen mit Überlauf angeschlossen sind gilt folgendes:
- Bei Regenwassernutzung zur Gartenbewässerung werden die Flächen um 8 m² je m³ Fassungsvolumen reduziert;
- Bei Regenwassernutzung im Haushalt oder Betrieb, werden die Flächen um 15 m² je m³ Fassungsvolumen reduziert.
Dies gilt nur für Zisternen, die fest installiert und mit dem Boden verbunden sind.



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Verantwortlich für den Inhalt dieser Webseite: Lokale Agenda Oppenweiler, Sprecherin: Frau Meiken Schönefeld, Oppenweiler, Lerchenstraße 14.

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